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Stippengewebe

Einführung

Schon seit langer Zeit war ich von Mustern begeistert, die ich auf der Website von Kurt Laitenberger gesehen habe. Mit der dort beschriebenen Anleitung habe ich versucht, eines der Muster nachzuweben, was ich aber nach kurzer Zeit aufgegeben habe. Im Oktober 2001 habe ich dann in einem Seminar in Potshausen die Technik von Jaap van Scharrenburg erlernt.

Stippengewebe Für die Technik ist mir kein deutscher Name bekannt. Jaap van Scharrenburg und Marijke van Epen sprechen von Stippeltjes, im Englischen von Pebble weave. Bei Kurt Laitenberger wird die Technik 0-1-0-2-Technik genannt. Ich habe mich für die Bezeichnung Stippengewebe entschieden. Diese Bezeichnung beschreibt das Aussehen des Gewebes: Es ist mit Punkten durchzogen (siehe Bild rechts, die Entstehung ist unten im Anleitungsteil beschrieben). In Potshausen wurde die Technik von allen WeberInnen als Stippeltjes (aus dem niederländischen) bezeichnet, so dass mir das mittelniederdeutsche Stippen für die Beschreibung des Gewebes am naheliegensten war.

Die Bezeichnung 0-1-0-2-Technik von Kurt Laitenberger beschreibt dagegen nicht das Gewebe, sondern die Schärung der Karten. Es werden nur zwei Kettfäden unterschiedlicher Farbe pro Brettchen geschärt. Die 0 steht für ein leeres Loch, die 1 und die 2 für die beiden unterschiedlichen Farben. Die Details sind in der nun folgenden Anleitung beschrieben.

Anleitung

Schärung

Wie bereits erwähnt, werden pro Karte nur zwei Kettfäden unterschiedlicher Farbe geschärt. Das sich daraus ergebende Gewebe ist sehr nicht sehr stabil, so dass mindestens zwei Brettchen pro Rand in Schnurbindung zu empfehlen sind. Alle folgenden Beschreibungen beziehen sich nur noch auf das Mittelfeld, die Brettchen für den Rand werden nicht weiter betrachtet.

Die Schärung der Kettfäden erfolgt in eine Richtung. Für die folgende Anleitung ist eine Schärung in S-Richtung angenommen, d.h. die Brettchen stehen im Mittelfeld allesamt in Z-Stellung. Beim Entwurf von Mustern (siehe unten) ist dies zu beachten, damit enstehende Diagonalen mit einem sauberen Rand erscheinen. Auch in der Vorstellung von Mustern für Stippengewebe sind alle Muster so beschrieben, dass eine S-Schärung aller Brettchen vorausgesetzt wird.

Die Kettfäden werden durchgehend zyklisch geschärt, d.h. die erste Farbe ist nach dem Schären immer wiederholend in den Löchern A, B, C und schließlich D. Es ergibt sich folgender Schärbrief für die Farben Grün und Gelb:

Stippengewebe, Schärung

Aus dem Zyklus der Schärung ergibt sich, dass im Mittelfeld sinnvollerweise immer eine durch 4 teilbare Anzahl an Kettfäden geschärt wird.

Webvorgang

Betrachten wir zunächst zwei unmittelbar nebeneinander liegende Brettchen (z.B. die Brettchen 1 und 2), so entspricht die "gemeinsame" Schärung der beiden Brettchen der Position I beim doppelseitigen Weben:

Stippengewebe, Brettchen

Betrachtet man als nächstes die Brettchen 3 und 4, so ergibt sich eine "gemeinsame" Schärung, die der Position III entspricht. So werden immer zwei aufeinanderfolgende Brettchen betrachtet und beim Weben dann auch als Einheit gedreht: Brettchen 1 und 2, 3 und 4, 5 und 6 usw. Das Weben einer einfarbigen Fläche erfolgt nun analog zum doppelseitigen Weben durch zweimaliges Vorwärts- oder zweimaliges Rückwärtsdrehen. Die Brettchen 1 und 2 müssen im Beispiel also zunächst zweimal vorwärts gedreht werden, anschließend zweimal rückwärts usw. Umgekehrt werden die Brettchen 3 und 4 zunächst zweimal rückwärts, dann zweimal vorwärts gedreht. Es ergibt sich folgender Webebrief:

Stippengewebe, DrehungStippengewebe, Webebrief

Stippengewebe Durch die fehlenden Kettfäden in zwei Löchern entstehen beim Weben Löcher auf der Ober- (und natürlich auch Unterseite) des Gewebes. In diesen Löchern werden die jeweils andersfarbigen Kettfäden sichtbar, es entsteht das charakteristische Stippenmuster (Punktmuster). In der Abbildung rechts ist die Struktur des Stippengewebes schematisch dargestellt, die Stippen der andersfarbigen Kettfäden sind in einem echten Gewebe durch die aus den Schußfäden erzeugte Spannung nicht so groß wie in dieser schematischen Darstellung. Das Aussehen eines echten Gewebes kann der Abbildung in der Einführung entnommen werden.

Um das separierte Drehen von zwei Brettchen zu bewerkstelligen, sollte man wie folgt weben (Anleitung für Rechtshänder): Die Brettchen werden in der Reihenfolge von links nach rechts gedreht. Die linke Hand hält den gesamten Brettchenstapel so fest, dass der Daumen oben auf dem Brettchenstapel liegt und die bereits gedrehten Brettchen von den noch nicht gedrehten trennt. Die Handfläche und die anderen Finger stützen den Brettchenstapel von unten, damit kein Brettchen sich von selbst drehen kann. Daumen sowie Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand nehmen nun die nächsten beiden zu drehenden Brettchen aus dem Stapel der noch zu drehenden Brettchen und führen die Drehung durch. Damit die weiteren noch nicht gedrehten Brettchen diese Drehung nicht stören oder durch die Drehung selber gedreht werden, können die übrigen Finger der rechten Hand den Stapel der übrigen noch nicht gedrehten Brettchen beim Drehvorgang leicht nach rechts drücken. Die beiden grade gedrehten Brettchen werden dann in den linken Stapel der bereits gedrehten aufgenommen und vom Daumen der linken Hand festgehalten. Es können die nächsten beiden Brettchen gedreht werden bis alle Brettchen des Stapels gedreht worden sind.

An dieser Stelle werden in Kürze Fotos oder Zeichnungen des Drehvorgangs eingefügt.

Ist man mit dem Muster vertraut, können auch mehr als zwei Brettchen (z.B. vier oder sechs) gleichzeitig gedreht werden, wenn für diese Brettchen eine gleichartige Drehung im Muster vorgesehen ist.

Beim Anschlagen der Kettfäden sowie der Spannung durch die Kettfäden ist darauf zu achten, dass dies sehr sorgfältig durchgeführt wird. Zum Erzeugen eines stabilen Gewebes muss vor allem das Anschlagen der Kettfäden sehr stark erfolgen, da nur zwei Kettfäden pro Brettchen geschärt sind. Ist die durch die Kettfäden erzeugte Spannung zu gering, können sich die Kettfäden im fertigen Gewebe verschieben und das Muster wirkt "wackelig".

Farbwechsel

Beim Stippengewebe werden Farbwechsel in der Art und Weise des doppelseitigen Webens durchgeführt: Durch viermaliges Drehen der Karten in eine Richtung wird ein Wechsel der Farbe erreicht. Beim Stippengewebe werden meist Muster gewebt, in denen 45°-Linien benötigt werden (z.B. Knotenmuster). Um Linien mit einem sauberen Rand zu erhalten, ist beim Farbwechsel die Schärung der Brettchen zu beachten. Sind alle Brettchen in S-Richtung geschärt (in Z-Richtung gestellt), dann gelten folgende bekannte Regeln:

Musterentwurf

Stippengewebe, Webebrief Wie man am Webebrief sieht, kann die Darstellung eines Musterentwurfs vereinfacht werden, indem jeweils zwei Brettchen mit zwei Drehungen zu einem Kästchen im Webebrief zusammengefasst werden (siehe rechts). In dieser Abbildung sind zur Verdeutlichung die Nummern der Drehungen wie auch die Nummer des linken Brettchens der beiden gemeinsam zu drehenden Brettchen angegeben. Die Abbildung ist also wie folgt zu lesen:

Wir nehmen als Beispiel die vierte Spalte von links, die also die Brettchen 7 und 8 repräsentiert. Diese beiden Brettchen werden zunächst zweimal rückwärts gedreht, anschließend zweimal vorwärts, dann wieder zweimal rückwärts usw. Wichtig: Auch wenn in den Webebriefen immer zwei Drehungen zu einem Kästchen zusammengefasst sind, ist trotzdem bei jeder Drehung ein Schuß durchzuführen. Alternativ kann der Webebrief auch als "Ein Kästchen gleich zwei Brettchen und zwei Schüsse mit Vierteldrehungen" gelesen werden.

Für große Muster werden Webebriefe, in denen helle und dunkle Kästchen verwendet werden, schnell unübersichtlich, vor allem wenn viele Farbwechsel zu weben sind. Daher werden für Stippengewebe von den meisten WeberInnen Schräglinien für die Drehungen verwendet: ZS-Schärun / steht für Vorwärtsdrehungen, \ für Rückwärtsdrehungen. Die Richtung der Schräglinien sind sehr einprägsam, wenn man eine S-Schärung und die beim Farbwechsel genannten Regeln beachtet: / entspricht dem Buchstaben Z, einer Z-Linie und somit Vorwärtsdrehungen. \ entspricht dem Buchstaben S, einer S-Linie und somit Rückwärtsdrehungen.

Die Verwendung von Schräglinien hat einen weiteren Vorteil: Bei einer S-Schärung der Brettchen entsprechen die Schräglinien genau den im Gewebe entstehenden Linien. /-Linien im Webebrief entsprechen Z-Linien im Gewebe, \-Linien im Webebrief entsprechen S-Linien im Gewebe. Werden die Farbwechsel im Webebrief dann auch farblich noch dargestellt (ich verwende wie viele andere WeberInnen schwarz und rot), so kann das zu webende Muster bereits im Webebrief deutlich hervorgehoben werden:

Stippengewebe, Beispiel
(Beispiel von Kurt Laitenberger (48 Brettchen), verkleinert)

Tipps und Tricks

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© 11.11.2001 Guido Gehlhaar